Lernen, wenn andere Ferien machen: 2018 fand am Ellenrieder-Gymnasium bereits zum 5. Mal in der letzten Woche der Sommerferien eine Ferienschule statt. Organisiert und durchgeführt wird dieses Projekt vom Elternbeirat der Schule. Als die Idee aufkam, ging es den Eltern darum, eine hauseigene Lösung zu finden, um Schülern mit Nachholbedarf zu helfen. Ziel sollte es sein, den Start im neuen Schuljahr möglichst ohne große Lücken aus dem Vorjahr angehen zu können. Und damit es nicht ganz so schulisch wird, überlegte man, dass dieses Nach-Lernen in den Ferien im Miteinander von jüngeren und älteren Schülern gelingen kann. Dank der Unterstützung durch die Schulleitung konnten die Eltern starten.
Ein Konzept, das erfolgreich funktioniert. Jahr für Jahr gab es mehr Zulauf. So finden in der einwöchigen Ferienschule durchschnittlich 80 Kurse à 90 Minuten statt. Teilnehmer aus der Unter-, und Mittelstufe wiederholen in kleinen Lerngruppen den Unterrichtsstoff aus dem vergangenen Schuljahr und festigen ihn durch Übungen. Schüler helfen Schülern: so leiten als Mentoren jeweils Oberstufenschüler einen Kurs mit bis zu 5 jüngeren Schülern. Seit 2017 werden für die 10. Klässler zusätzlich Mathe-Crashkurse zur Vorbereitung auf die Kursstufe angeboten - durchgeführt von ehemaligen Ellenrieder-Schülern, die inzwischen schon studieren.
Egal ob in Mathematik, Physik, Chemie, Englisch, Französisch oder Deutsch - das Feedback aus den Kursen fällt jedes Jahr überwiegend positiv aus. In den Kleingruppen macht das Lernen Spaß und bei manch einem fällt der Groschen, wenn ohne Druck gebüffelt wird: „Erst war ich nicht so begeistert als meine Mutter mich in der Ferienschule angemeldet hat aber jetzt fand ich es super!“, diese Aussage hören die Organisatoren immer wieder. Die Kursteilnehmer finden es gut, mit erfahrenen Schülern gemeinsam bereits Gelerntes aufzufrischen. Diese können oftmals von Schüler zu Schüler den ein oder anderen hilfreichen Kniff weitergeben. So stellen einige Ferienschüler fest: „Die Mentoren denken mehr so wie ich, das verstehe ich besser als im Unterricht.“ und loben ihre Kursleiter für deren gute Vorbereitung.
Diese Anerkennung stärkt die älteren Schüler, die als Mentoren im Einsatz sind. Doch auch sie profitieren von der Wiederholung des Stoffs, der für sie schon einige Schuljahre zurück liegt. Darüber hinaus vollziehen sie einen Perspektivwechsel, müssen sich in der Rolle des Lehrenden einfinden und merken, dass es nicht immer einfach ist, alle Schüler einer Gruppe zu motivieren und mitzunehmen. „Seit ich in der Ferienschule unterrichtet habe, kann ich viel besser verstehen, wie es unseren Lehrern manchmal gehen muss.“, war die mehrfache Rückmeldung der Oberstufenschüler. Ergänzt durch die Einsicht: „Gar nicht so einfach, wenn man plötzlich da vorn steht und die jüngeren Schüler gar keine Lust auf Lernen haben“. Das Verständnis und die Wertschätzung für die Lehrkräfte der Schule wächst somit nebenbei.
Und wie finanziert sich das Ganze? Die Teilnehmer entrichten für jeden Kurs, den sie besuchen, einen kleinen Beitrag, der direkt an die Mentoren geht. Aber natürlich gibt es die Ferienschule Ellenrieder nur, weil die Eltern als Organisatoren ehrenamtlich im Einsatz sind. Mit Blick auf die Planung, das Anmeldeprozedere, die Mentorensuche, die Kurseinteilung, die Erstellung der Stundenpläne etc. gibt es im Vorfeld jede Menge zu tun. Darüber hinaus muss auch die Durchführung der einwöchigen Ferienschule von Eltern betreut werden. Die ersten Jahre war es besonders aufwändig aber vier Mütter haben sich durchgebissen. Dank unkomplizierter Rückendeckung durch die Schulleitung und kleinen Hilfestellungen von Seiten des Hausmeisters oder den Sekretärinnen läuft alles reibungslos. Seit ein Informatiklehrer der Schule seine Hilfe angeboten und eine Kursstufenschülerin als Projektarbeit die Anmeldeplattform für die Ferienschule gebastelt hat, wurde alles deutlich einfacher. Trotzdem werden weiterhin jedes Jahr viele ehrenamtliche Stunden in das Projekt investiert. Doch auf viele Schultern verteilt, kann das in Konstanz einmalige Angebot gut gestemmt werden. Das positive Feedback spricht sich herum, es gab sogar schon Anfragen von Schülern aus benachbarten Schulen, die dabei sein wollten. Die Ferienschule lebt vom Gemeinschaftsgefühl und dem Miteinander der Ellenrieder-Schüler und -Eltern. Die Stimmung während der Ferienschulwoche ist auf jeden Fall immer sehr gut. Nicht nur die Ferienschüler auch die Eltern vor Ort knüpfen klassenübergreifend neue Kontakte. Wenn die Ferienschule Ellenrieder nach einer Woche die Türen schließt, sind alle Beteiligten – Schüler und Eltern - stolz auf das, was sie geschafft haben und hoffen, dass sich im kommenden Schuljahr wieder Eltern finden, die sich hier einbringen werden.
Stellvertretend für das Organisationsteam:
Stefanie Göttlich
1.Vorsitzende des Elternbeirats am Ellenrieder